
SIE HABEN ODER KENNEN JEMANDEN MIT COPD?
Wir fassen auf dieser Seite alle wichtigsten Infos zusammen.
4900 Worte | 20 Minuten Lesezeit
INHALTSVERZEICHNIS
Lieber Kunde, Patient und/oder (Fach)Arzt,
Mit dieser Seite möchten wir Ihnen einen Einblick in das Thema COPD geben, die Hintergründe der Erkrankung erläutern, unser Vorgehen darstellen und unsere Behandlungsmethoden aufzeigen. Dabei stützen wir uns ausschließlich auf wissenschaftliche Studien sowie unsere langjährige Praxiserfahrung. Unser Ziel ist es, dass Sie sich bereits im Vorfeld fundiert informieren können, offene Fragen geklärt werden und mögliche Unsicherheiten verschwinden. So verstehen Sie besser, was eigentlich hinter dieser Diagnose steckt – und wie wir Sie unterstützen können.
COPD steht für Chronic Obstructive Pulmonary Disease (chronisch obstruktive Lungenerkrankung). Es handelt sich dabei um eine dauerhafte, nicht heilbare Erkrankung der Atemwege, die zu einer fortschreitenden Verengung der Bronchien führt. Etwa 10 % der erwachsenen Bevölkerung sind davon betroffen – Tendenz steigend.¹ Zudem zählt COPD mittlerweile zur dritthäufigsten Todesursache weltweit³ und stellt damit ein ernstzunehmendes globales Gesundheitsproblem dar.
ANATOMIE
Unsere Lunge besteht aus einem rechten und einem linken Lungenflügel. Der rechte Lungenflügel ist in drei Lungenlappen unterteilt, während der linke Lungenflügel nur aus zwei Lappen besteht – so bleibt dem Herzen genügend Raum.
Wenn man sich die Lunge bildlich wie einen umgedrehten Baum vorstellt, dann ist die Luftröhre (Trachea) der Stamm. Von ihr zweigen die Bronchien als Hauptäste ab, die sich wiederum in kleinere Äste und Zweige aufteilen. Am Ende dieser feinen Verzweigungen befinden sich die Alveolen (Lungenbläschen), die wie kleine Trauben an einer Rebe angeordnet sind.
Jede Lunge enthält etwa 200–300 Millionen Lungenbläschen, die untereinander verbunden sind. Sie sind von einem dichten Netz feinster Blutgefäße (Kapillaren) umgeben. Genau hier findet der lebenswichtige Gasaustausch statt: Sauerstoff gelangt ins Blut und Kohlendioxid wird abgegeben.
Quelle: Stiftung Gesundheitswesen
FUNKTION DER LUNGE UND ATEMMECHANIK
Die Hauptaufgabe der Lunge besteht darin, das Zielorgan der Atmung zu sein. Hier findet der lebenswichtige Gasaustausch statt: Sauerstoff gelangt ins Blut und Kohlendioxid wird abgeatmet.
Wichtig zu verstehen ist, dass die Atmung jedoch nicht allein durch die Lunge geschieht, sondern durch das Zusammenspiel mehrerer Strukturen:
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Der Brustkorb
Er schützt die Lunge und bildet ihr bewegliches Gerüst. Gleichzeitig überträgt er die Bewegungen, die für die Atmung notwendig sind. Bei jedem Atemzug heben und senken sich die Rippen und das Brustbein. -
Die Atemmuskulatur
Sie bewegt den Brustkorb und ermöglicht so die Atmung. Eine verminderte Kraft oder Ausdauer dieser Muskeln führt dazu, dass sich sowohl das Atemzugvolumen (Luft pro Atemzug) als auch das Atemminutenvolumen (Luft pro Minute) reduziert. -
Das Zwerchfell (Diaphragma)
Es ist der wichtigste Atemmuskel. Bei jedem Atemzug bewegt es sich normalerweise 10–12 cm und schafft so den größten Anteil der Atemarbeit. -
Atemhilfsmuskeln
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Inspirationsmuskeln unterstützen die Einatmung, indem sie den Brustkorb anheben. Sie liegen überwiegend an der Rückseite des Brustkorbs.
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Expirationsmuskeln helfen bei der Ausatmung, indem sie den Brustkorb wieder zusammenziehen. Diese befinden sich überwiegend an der Vorderseite des Brustkorbs.
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GASAUSTAUSCH
In den Haargefäßen (Kapillaren) der Lunge findet der eigentliche Austausch der Atemgase statt.
Dabei passiert Folgendes:
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Sauerstoffaufnahme: Der Sauerstoff aus der eingeatmeten Luft gelangt über die dünnen Wände der Lungenbläschen (Alveolen) in die angrenzenden Blutkapillaren. Dort bindet er sich an den roten Blutfarbstoff (Hämoglobin) in den roten Blutkörperchen. Über den Blutkreislauf wird der Sauerstoff anschließend zu allen Organen und Geweben transportiert, die kontinuierlich damit versorgt werden müssen – wie Muskeln, Gehirn und Herz.
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Kohlendioxidabgabe: Im Gegenzug nimmt das Blut Kohlendioxid (CO₂), ein Abfallprodukt des Stoffwechsels, aus den Zellen auf und bringt es zurück in die Lunge. Dort wird es aus dem Blut in die Alveolen abgegeben und mit der Ausatmung ausgeschieden.
Dieser Gasaustausch ist die Grundlage unserer Atmung und damit überlebenswichtig: Er versorgt den Körper mit Energie für alle Stoffwechselprozesse und ermöglicht die Zellatmung.
WIE ENTSTEHT DIE PROBLEMATIK?
Auf der Abbildung unten sehen Sie eine gesunde Lunge im Vergleich zu einer von COPD betroffenen Lunge.
Bei COPD sind vor allem die kleinen Atemwege (Bronchiolen) und die Lungenbläschen (Alveolen) betroffen.
Charakteristisch sind:
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eine dauerhafte Entzündung der Atemwege,
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eine Verengung und Schädigung der Lungenbläschen,
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sowie ein Ungleichgewicht zwischen Ein- und Ausatmung.
Dies führt zu oxidativem Stress – einem Zustand, bei dem aggressive Sauerstoffverbindungen entstehen, die Zellen und deren Funktionen schädigen können. Dadurch verschlechtert sich der Gasaustausch und die Sauerstoffversorgung des Körpers zunehmend.

Quelle: Apothekenumschau
WIE ENTWICKELT SICH COPD?
Bei COPD kommt es zu einer dauerhaften Schädigung der Atemwege und Lungenbläschen. Die Schleimhäute und Schleimdrüsen sind chronisch entzündet, nehmen an Größe zu und produzieren übermäßig viel Schleim. Gleichzeitig wird die oberste Schicht der Lungenbläschen verletzt, das Lungengewebe verliert an Elastizität und die Flimmerhärchen verlieren zunehmend ihre Beweglichkeit. Dadurch verringert sich der elastische Rückstoßdruck der Lunge, der dafür wichtig ist, dass sie beim Ausatmen nicht kollabiert. Die Atemwege verengen sich, die Atmung wird flacher und es kommt zum Einschluss von Luft in der Lunge – ein Phänomen, das auch als „Air Trapping“ bezeichnet wird.
Im weiteren Verlauf wird gesundes, funktionstüchtiges Lungengewebe schrittweise durch funktionsloses Bindegewebe ersetzt, vergleichbar mit Narbengewebe. Man spricht dann von einer Lungenfibrose. Diese Veränderungen sind unumkehrbar. Trotz bronchienerweiternder Medikamente bleibt der Atemwiderstand bestehen. Die Lungenbläschen vergrößern sich zwar, verschmelzen jedoch miteinander, sodass man von einem Lungenemphysem spricht. Infolge dessen reduziert sich die Oberfläche für den lebenswichtigen Gasaustausch. Die Überblähung der Lunge (Hyperinflation) stellt den Hauptgrund für die typische Kurzatmigkeit und die damit verbundene Einschränkung der Lebensqualität dar.
EXAZERBATIONEN
Charakteristisch für COPD sind sogenannte Exazerbationen, also akute Verschlechterungen des Gesundheitszustandes. Sie werden meist durch Infektionen oder Umweltfaktoren ausgelöst und sind zu erkennen an einer deutlichen Zunahme der Atemnot, einer erhöhten Schleimproduktion, stärkeren Entzündungsreaktionen in den Atemwegen sowie einer Zunahme des „Air Trappings“. In der Regel dauern diese Episoden 7 bis 10 Tage. Bei etwa 20 % der Patienten kommt es nach acht Wochen jedoch nicht mehr zu einer vollständigen Erholung des vorherigen Zustandes¹³.
Exazerbationen lassen sich in milde, moderate und schwere Verläufe einteilen. Während bei moderaten Verläufen eine medikamentöse Behandlung ausreicht, erfordern schwere Fälle eine stationäre Versorgung. Muss ein Patient aufgrund einer Exazerbation ins Krankenhaus oder treten zwei oder mehr solcher Ereignisse innerhalb eines Jahres auf, ist die Prognose in Bezug auf die Lebenserwartung deutlich schlechter¹⁴.
SYSTEMISCHE AUSWIRKUNGEN
COPD ist nicht nur eine Lungenerkrankung, sondern betrifft den gesamten Körper. Ein häufiges Problem ist ein deutlicher Gewichtsverlust, der mit einem Abbau von Muskelmasse einhergeht. Ursache hierfür ist ein Ungleichgewicht zwischen Energieaufnahme und -verbrauch. Die anhaltenden Entzündungsprozesse drosseln den Appetit, gleichzeitig steigt der Ruheenergieumsatz. Zudem wirkt sich die Erkrankung negativ auf den Muskelstoffwechsel aus, sodass das Gleichgewicht zwischen Zellerneuerung und Zelltod gestört wird. Die Muskulatur verliert an Ausdauer, das Zwerchfell büßt Kraft ein und die Patienten benötigen für dasselbe Ausmaß an Belastung mehr Energie als gesunde Menschen³⁰.
Auch das Herz-Kreislaufsystem kann durch die Überblähung der Lunge beeinträchtigt werden. Die ständigen Druckschwankungen beeinflussen den diastolischen Blutdruck und damit die Entlastung der Herzkammern, was wiederum Herzinfarkte begünstigen kann.
Durch den Zwerchfelltiefstand, der durch die Lungenüberblähung verursacht wird, kann der wichtigste Atemmuskel nicht mehr effektiv arbeiten. Die Atemhilfsmuskeln müssen stärker kompensieren, werden dadurch überlastet und verursachen häufig zusätzliche Beschwerden im Oberkörper.
Darüber hinaus kommt es häufig zu muskulären Dysfunktionen, insbesondere in der Hüft-, Oberschenkel- und Armmuskulatur. Diese Muskeln ermüden schneller, was die Kurzatmigkeit noch verstärkt. Veränderungen in der Muskelfaserstruktur führen zu verstärktem oxidativen Stress und begünstigen entzündliche Prozesse. Hierdurch kann eine Insulinresistenz entstehen, die das Risiko für Diabetes erhöht²⁷. Zudem entwickeln fast 70 % aller COPD-Patienten eine Osteoporose, und auch Depressionen zählen zu den weit verbreiteten Folgen einer COPD-Diagnose.
RISIKOFAKTOREN
Die Risikofaktoren für die Entstehung von COPD haben in den letzten Jahren zugenommen. Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass die Bevölkerung immer älter wird, die Zahl von Infektionen und kardiologischen Erkrankungen steigt, Bewegungsmangel weiter verbreitet ist und auch der Konsum von Tabak zunimmt. Dabei lassen sich sowohl beeinflussbare als auch weniger gut beeinflussbare Risikofaktoren unterscheiden.
Als größter Risikofaktor gilt eindeutig das Rauchen – und zwar nicht nur der Konsum von Zigaretten, sondern auch von Zigarren oder Wasserpfeifen. Selbst Passivrauchen erhöht das Risiko erheblich³.
Neben dem Tabakkonsum spielt auch die genetische Veranlagung eine Rolle. Eine unzureichende Lungenentwicklung, die bei etwa 4–12 % der Menschen auftritt, sowie eine generell niedrige Lungenfunktion im jungen Erwachsenenalter können die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von COPD erhöhen. Studien zeigen, dass bei rund der Hälfte aller COPD-Patienten die Erkrankung auf ein abnormales Lungenwachstum zurückzuführen ist³.
Normalerweise erreicht die Lunge ihre maximale Funktion und Entwicklung um das 25. Lebensjahr. Danach bleibt sie zunächst stabil, bevor die Leistungsfähigkeit mit zunehmendem Alter langsam abnimmt. Umwelteinflüsse in jeder dieser Phasen wirken sich positiv oder negativ auf diese Entwicklungskurve aus¹⁴. So ist beispielsweise bekannt, dass ein hoher Alkoholkonsum im Jugendalter sowie Rauchen während der Schwangerschaft das Immunsystem sowie Lungenwachstum und -entwicklung nachhaltig beeinträchtigen⁴.
Ein weiteres Risiko besteht im Einatmen von Schadstoffen, etwa durch Holzverbrennung, Düngemittel, Staub oder den Umgang mit Asbest. Auch Luftverschmutzung in Innenräumen – etwa durch Öfen oder das Kochen mit Biomasse – spielt eine erhebliche Rolle, insbesondere in Entwicklungsländern⁴³.
Darüber hinaus ist die individuelle gesundheitliche Vorgeschichte von großer Bedeutung. Bestimmte Erkrankungen und Begleitfaktoren können die Entstehung von COPD begünstigen, darunter Asthma⁵, Allergien, Tuberkulose, eine HIV-Infektion, wiederkehrende Sinusitiden oder Lungenentzündungen. Auch Übergewicht, eine zuckerreiche Ernährung mit wenig Obst und Gemüse, das Vorliegen von Depressionen, Bluthochdruck, erhöhte Entzündungswerte, ein Mangel an regelmäßiger körperlicher Aktivität (weniger als 60 Minuten pro Tag im Alter zwischen 60 und 85 Jahren), Diabetes sowie Durchblutungsstörungen gelten als verstärkende Risikofaktoren¹.
Positiv ist jedoch, dass sich viele dieser Faktoren aktiv beeinflussen lassen. Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, ausreichend Bewegung und Sport kann das Risiko für Übergewicht, Infektionen, Bluthochdruck, hohe Entzündungswerte, Depressionen und Diabetes deutlich verringern – und damit auch die Wahrscheinlichkeit, an COPD zu erkranken.
DAS PROBLEM UNSERER GESELLSCHAFT
Dass unsere Gesellschaft insgesamt immer ungesünder lebt, ist längst kein Diskussionsthema mehr, sondern eine Tatsache. Während der Mensch vor rund 100 Jahren noch durchschnittlich etwa 20 Kilometer am Tag zu Fuß zurücklegte, sind es heute gerade einmal rund 800 Meter. Während des Lockdowns sank dieser Wert sogar dramatisch auf nur noch etwa 200 Meter täglich.
Auch in Bezug auf die Ernährung zeigt sich ein deutliches Ungleichgewicht. Vor etwa 160 Jahren lag der durchschnittliche tägliche Kalorienkonsum in Deutschland bei rund 2.120 Kalorien. Heute nehmen wir dagegen durchschnittlich 3.539 Kalorien pro Tag zu uns. In Zahlen bedeutet das: Die Energiezufuhr ist um ganze 166 % gestiegen – während sich unser Bewegungspensum gleichzeitig um etwa 96 % reduziert hat.
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SYMPTOME
Die wichtigsten Symptome einer COPD sind Kurzatmigkeit, chronischer Husten, Steifheit des Brustkorbes sowie ein fortschreitender Verlust an Gewicht und Belastbarkeit¹⁴.
Die Kurzatmigkeit stellt dabei das Leitsymptom dar. Sie verschlechtert sich im Verlauf der Erkrankung zunehmend und ist dauerhaft vorhanden. Besonders bei körperlicher Anstrengung wird sie deutlich spürbar, wobei vor allem das Ausatmen erschwert ist.
Ein weiteres typisches Anzeichen ist der chronische Husten, der meist wenig effektiv ist. Betroffene haben große Schwierigkeiten, Schleim abzuhusten und die Atemwege zu befreien.
Zudem entwickelt sich bei vielen Patienten eine Steifheit des Brustkorbes, die in einer veränderten Haltung sichtbar wird. Häufig entsteht der sogenannte Fassthorax, ein fassförmig verbreiterter Brustkorb, der dauerhaft in Inspirationsstellung (Einatmungsposition) fixiert ist.
Mit fortschreitender Erkrankung treten außerdem allgemeiner Gewichtsverlust, anhaltende Müdigkeit und eine deutlich verringerte körperliche Belastbarkeit auf.
DIAGNOSE
Um COPD zu diagnostizieren, wird zunächst die medizinische Vorgeschichte des Patienten erhoben, insbesondere mit Blick auf mögliche Risikofaktoren. Dazu gehören⁴:
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das Vorliegen von Risikofaktoren und schädlichen Umwelteinflüssen,
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die medizinische Vorgeschichte in Bezug auf Asthma, Allergien, Sinusitis, Polypen, Atemwegsinfektionen in der Kindheit oder andere chronische Atemwegserkrankungen,
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eine Familienanamnese zu COPD oder anderen chronischen Atemwegserkrankungen,
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die Entwicklung und Abhängigkeit der Symptome,
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bisherige Exazerbationen (akute Verschlechterungen) oder Krankenhausaufenthalte aufgrund von Atemwegsbeschwerden,
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bestehende Nebendiagnosen wie kardiologische Erkrankungen, Osteoporose oder muskuloskeletale Probleme,
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der Einfluss der Erkrankung auf den Alltag, insbesondere Aktivitätseinschränkungen, Partizipation, Sorgen und Ängste,
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das soziale Umfeld und vorhandene Unterstützung,
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sowie die Möglichkeiten und Ressourcen, Risikofaktoren zu minimieren.
Das Vorliegen dieser Symptome und Risikofaktoren ersetzt die weitere Diagnostik zwar nicht, erhöht jedoch die Wahrscheinlichkeit einer COPD-Diagnose.
Ein zentraler Bestandteil der Diagnostik ist der Lungenfunktionstest, die sogenannte Spirometrie, die beim Lungenfacharzt durchgeführt wird. Dabei werden zwei wesentliche Werte gemessen:
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FEV₁ (Forciertes Exspirationsvolumen in 1 Sekunde): das Volumen, das innerhalb einer Sekunde ausgeatmet werden kann.
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FVC (Forcierte Vitalkapazität): das gesamte Volumen eines maximalen Ausatemzugs nach tiefster Einatmung.
Sind beide Werte vermindert, weist dies auf eine Atemwegseinschränkung hin. Ziel dieser Untersuchung ist es, den aktuellen Status der Einschränkung zu bestimmen, die Auswirkungen auf den allgemeinen Gesundheitszustand einzuschätzen und eine Prognose über mögliche Komplikationen wie Exazerbationen oder Krankenhausaufenthalte zu stellen. Auch die Lebenserwartung kann hierdurch besser prognostiziert werden. Zudem ist es wichtig, mögliche Begleiterkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Ergänzend können weitere diagnostische Verfahren eingesetzt werden, um andere Erkrankungen auszuschließen oder die Therapieplanung zu unterstützen.
Dazu gehören:
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Röntgen- oder CT-Untersuchungen des Brustkorbs,
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Pulsoxymetrie am Finger zur Bestimmung der Sauerstoffsättigung im Blut,
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direkte Blutsauerstoffmessung über eine Blutgas-Analyse,
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Peak-Flow-Messungen zur Beurteilung von Atemnot,
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Belastungstests,
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sowie Blutuntersuchungen.
MYTHEN
„Nur Raucher bekommen COPD.“
Dieses weit verbreitete Missverständnis stimmt so nicht. Epidemiologische Studien zeigen, dass rund 65 % der COPD-Patienten weltweit Nicht-Raucher sind² ³. Zwar ist Rauchen der größte und schwerwiegendste Risikofaktor für die Entwicklung von COPD, jedoch müssen auch zahlreiche weitere Einflussfaktoren berücksichtigt werden.
Im Vergleich zu Nicht-Rauchern mit COPD haben Raucher jedoch in der Regel schwerere Symptome, einen ungünstigeren Krankheitsverlauf sowie ein deutlich höheres Risiko für systemische Entzündungen, Lungenkrebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen⁴. Auch die Sterberate ist bei COPD-Erkrankten, die weiterhin rauchen, deutlich erhöht.
„Wenn man schon COPD hat, lohnt es sich nicht mehr, mit dem Rauchen aufzuhören.“
Dieser Mythos hält sich hartnäckig – ist aber falsch. Zahlreiche Langzeitstudien belegen, dass ein Rauchstopp auch nach der Diagnose COPD große Vorteile bringt. Wer das Rauchen beendet, kann den Krankheitsverlauf langfristig um etwa 25 % verbessern⁷. Damit zählt der Rauchstopp zu den wirksamsten Maßnahmen, die ein Patient selbst ergreifen kann, um seine Lebensqualität und Prognose positiv zu beeinflussen.
„COPD-Patienten dürfen keinen Sport machen und sollen körperliche Anstrengung vermeiden.“
Auch dieser Mythos ist weit verbreitet, aber wissenschaftlich längst widerlegt. Zwar können die bereits entstandenen Schäden an der Lunge durch Sport nicht rückgängig gemacht werden, dennoch spielt körperliche Aktivität eine entscheidende Rolle im Umgang mit COPD. Regelmäßige Bewegung hilft, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen und eine Verschlechterung hinauszuzögern. Zudem können Symptome wie Kurzatmigkeit reduziert, die Belastbarkeit gesteigert und die allgemeine Lebensqualität deutlich verbessert werden. Wie genau diese positiven Effekte zustande kommen und welche Trainingsformen geeignet sind, erläutern wir im weiteren Verlauf.
„Asthma und COPD sind das Gleiche.“
Oft wird angenommen, dass Asthma und COPD dasselbe seien, doch das stimmt nicht. Zwar handelt es sich bei beiden um chronische Atemwegserkrankungen, die ähnliche Symptome wie Atemnot oder Husten hervorrufen können, jedoch sind es zwei eigenständige und klar voneinander abzugrenzende Krankheitsbilder. In manchen Fällen können Asthma und COPD tatsächlich gleichzeitig auftreten – in diesem Zusammenhang spricht man vom sogenannten *Asthma-COPD-Overlap-Syndrom (ACOS)*⁴. Dennoch unterscheiden sich die Ursachen, der Verlauf sowie die therapeutischen Ansätze, weshalb eine präzise Diagnosestellung besonders wichtig ist.
HÄUFIG GESTELLTE FRAGEN
Kann ich trotz Sauerstoffgerät trainieren?
Ja, eine Sauerstoffsupplementierung mittels eines mobilen Sauerstoffgerätes stellt für das Training kein Hindernis dar. Im Gegenteil: Sie kann die Leistungsfähigkeit sogar steigern und ermöglicht dadurch eine höhere Trainingsintensität¹⁵.
Wie kann ich ein Pulsoximeter im Alltag nutzen?
Ein Pulsoximeter (siehe Bild unten) misst unkompliziert am Zeigefinger den prozentualen Sauerstoffgehalt im Blut und eignet sich sehr gut zur Überwachung während körperlicher Aktivität oder Training. Bei einem gesunden Erwachsenen liegt die optimale Sauerstoffsättigung zwischen 95 und 100 %. Fällt der Wert unter 90 %, sollte die Belastung oder Trainingsintensität reduziert oder die Pausen verlängert werden. Sinkt die Sättigung auf unter 88 %, muss die Belastung abgebrochen werden.
Vor einer weiteren Belastung sollte die Sauerstoffsättigung wieder über 90 %, besser noch über 95 %, liegen. Erfolgt innerhalb von 2–3 Minuten keine ausreichende Aufsättigung, ist ein Trainingsabbruch notwendig. Kann die Sauerstoffsättigung während Belastung nicht über 90 % gehalten werden, sollte das Training unter Sauerstoffgabe stattfinden.

Was können Sie als Patient oder Arzt bei/von uns erwarten?
Physiotherapeutische Maßnahmen spielen bei COPD eine zentrale Rolle – sie wirken sowohl präventiv als auch symptomlindernd, tragen maßgeblich zur Verbesserung der Lebensqualität bei und können die Lebenserwartung erhöhen.
Zu Beginn der ersten Therapiesitzung erwartet Sie ein ausführliches Anamnesegespräch. Darin erheben wir Ihre gesundheitliche Vorgeschichte, analysieren bestehende Risikofaktoren und Nebendiagnosen, besprechen den bisherigen Krankheitsverlauf und erfassen den Einfluss der Erkrankung auf Ihren Alltag.
Als hilfreiche Grundlage können standardisierte Fragebögen eingesetzt werden, etwa der Modified British Medical Research Council Questionnaire⁴ oder der COPD Assessment Test (CAT).
Im Anschluss erstellen wir gemeinsam mit Ihnen ein individuelles Anforderungsprofil, das sich speziell an Ihren alltäglichen Belastungen und persönlichen Zielen orientiert. So definieren wir zunächst einen objektiv messbaren IST-Standpunkt, aus dem wir anschließend einen Behandlungs- und Rehabilitationsplan ableiten. Dieser wird kontinuierlich überprüft, neu bewertet und angepasst, sodass Sie jederzeit Klarheit über Ihren aktuellen Leistungsstand haben.
Um den Therapieprozess noch effektiver zu gestalten, bieten wir Ihnen optional die Möglichkeit einer erweiterten Therapiezeit. Dadurch können unsere Therapeuten die Behandlung intensiver begleiten, qualitativ hochwertige Therapieeinheiten gewährleisten und die Ergebnisse zusätzlich optimieren.
Bereits zu Beginn und im weiteren Verlauf führen wir standardisierte Assessments durch, um die Belastungstoleranz und körperliche Leistungsfähigkeit zu erfassen:
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6-Minuten-Gehtest: misst die maximal zurückgelegte Distanz innerhalb von sechs Minuten.
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Sit-to-Stand-Test: erfasst entweder die Anzahl korrekt ausgeführter Aufstehwiederholungen innerhalb von 30 oder 60 Sekunden oder die benötigte Zeit für eine festgelegte Wiederholungszahl.
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Krafttests: prüfen gezielt verschiedene Muskelgruppen, indem das Gewicht bestimmt wird, das maximal zehn Mal korrekt bewegt werden kann (10-RM-Test).
Auf Basis des Anamnesegesprächs und dieser Assessments erstellen wir gemeinsam einen individuellen Behandlungsplan. Dabei formulieren wir sowohl langfristige Ziele als auch kurzfristige Etappenziele für die verschiedenen Phasen der Therapie. Für die Umsetzung greifen wir auf eine Auswahl evidenzbasierter Behandlungsansätze zurück, die wir Ihnen im Folgenden vorstellen.

Lungenrehabilitation
Das zentrale Ziel einer Lungenrehabilitation besteht darin, die Übungskapazität, Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit der Patienten zu steigern, um so die Lebensqualität zu verbessern. Gleichzeitig sollen Exazerbationen reduziert, Krankenhausaufenthalte vermieden und die Sterblichkeit gesenkt werden. Hierfür empfehlen internationale Leitlinien eine Kombination aus Krafttraining, Intervalltraining und Ausdauertraining. Mehrere wissenschaftliche Studien zeigen, dass dieser multimodale Ansatz einen entscheidenden Einfluss auf zahlreiche Faktoren hat: Er verbessert Lebensqualität, Belastbarkeit und körperliche Leistungsfähigkeit, reduziert Kurzatmigkeit, Angst und Depressionen und senkt darüber hinaus die Zahl von Krankenhausaufenthalten sowie die Mortalität¹⁷–²¹.
Beim Krafttraining liegt der Schwerpunkt insbesondere auf dem Oberkörper. Eine verbesserte Kraft in den Armen führt zu einer deutlich besseren Ausdauer und Belastbarkeit bei alltäglichen Aktivitäten, die den Oberkörper beanspruchen¹². Dennoch wird nicht ausschließlich ein oberkörperorientiertes Training empfohlen – vielmehr sollte die gesamte Muskulatur der oberen und unteren Gliedmaßen in den Trainingsprozess einbezogen werden¹².
Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist das Training der Atemmuskulatur. Wie bereits beschrieben, nimmt deren Kraft im Verlauf der Erkrankung ab. Gleichzeitig sind diese Muskeln durch die erschwerte Atmung häufig stark überlastet, da sie deutlich mehr Arbeit leisten müssen, um den Atmungsprozess aufrechtzuerhalten. Ein gezieltes Atemmuskeltraining ist daher unverzichtbar, um deren Belastbarkeit zu steigern und die Atemeffizienz insgesamt zu verbessern.
Ernährung³⁰
Wie bereits erwähnt, geht eine COPD-Erkrankung oft mit einem deutlichen Gewichtsverlust und Muskelabbau einher. Verantwortlich dafür ist der erhöhte Energiebedarf, der durch die chronisch entzündlichen Prozesse sowie die Überlastung der Atemmuskulatur entsteht. Um das Energiedefizit auszugleichen, greift der Körper auf Muskeleiweiß zurück – eine Strategie, die jedoch unweigerlich zum Abbau von Muskelmasse führt.
Um diesem Prozess vorzubeugen, spielt die richtige Ernährung eine entscheidende Rolle und kann bei Bedarf durch unsere Ernährungsberatung individuell begleitet werden. Studien zeigen einen klaren Zusammenhang zwischen Ernährungszustand und Sterblichkeit: Untergewicht verkürzt die Lebenserwartung, während eine Gewichtsstabilisierung oder -steigerung das Überleben signifikant verlängert. Deshalb ist es wichtig, auf eine vollwertige, bei Untergewicht auch hochkalorische Ernährung zu achten und insbesondere eine ausreichende Eiweißzufuhr sicherzustellen, die für den Erhalt und Aufbau von Muskelmasse unerlässlich ist. Ergänzend haben sich bei Untergewicht hochkalorische Trinknahrungen – zwei- bis dreimal täglich zusätzlich zu den Mahlzeiten – als wirksam erwiesen. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist ebenfalls unverzichtbar, da sie das Abhusten erleichtert.
Für viele Patienten ist es außerdem verträglicher, mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt einzunehmen, anstatt wenige große. Darüber hinaus sollten COPD-Patienten auf eine Ernährung achten, die reich an Vitamine, Omega-3-Fettsäuren (ggf. als Nahrungsergänzung), Kalzium, Obst, Gemüse und Vollkornprodukten ist. Alkoholische Getränke hingegen sollten vermieden werden, da sie die Harnsäurekonzentration im Blut erhöhen können. Eine erhöhte Harnsäure wirkt sich negativ auf die Lungenfunktion sowie die körperliche Belastbarkeit aus und führt zu einer Zunahme von Exazerbationen und Begleiterkrankungen.
Atemtherapie¹⁵
Es gibt verschiedene Atemtechniken, die dazu beitragen können, Atemnot zu reduzieren und die Atmung unter Belastung zu verbessern. Darüber hinaus helfen sie, Angst- und Panikreaktionen zu mindern und die Sekretmobilisation zu erleichtern.
Eine zentrale Methode ist die Lippenbremse. Dabei wird die Ausatmung bewusst verlangsamt, indem die Luft durch leicht geschlossene Lippen ausgeatmet wird. Dies senkt die Atemfrequenz, reduziert die Atemnot und beschleunigt die Erholung, insbesondere während körperlicher Anstrengung. Ebenso wichtig ist eine gute Kontrolle über die Atemgeschwindigkeit sowie das Erlernen einer ruhigen, tiefen und entspannten Atmung.
Neben der Atemtechnik spielt auch die Körperhaltung eine entscheidende Rolle. Bestimmte Positionen – wie das Abstützen der Arme auf den Oberschenkeln oder einem Tisch („Kutschersitz“) – erleichtern die Atemarbeit. Ergänzend können Entspannungsstrategien eingesetzt werden, um die durch Kurzatmigkeit häufig entstehende Angst und Panik zu reduzieren.
Atemwegsreinigungstechniken¹⁵
Zur Unterstützung der Atmung und zur Verbesserung des Sekrettransports gibt es eine Reihe von Atemwegsreinigungstechniken, die die Lunge belüften, die Durchblutung fördern und das Sekret mobilisieren. Diese Methoden können sowohl vom Therapeuten durch manuelle Techniken und Haltungsdrainagen durchgeführt werden, als auch vom Patienten erlernt werden, um sie im Alltag selbständig anzuwenden.
Zu den wichtigsten patientenorientierten Methoden gehören:
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Autogene Drainage: Hierbei werden durch bewusste Tiefatemübungen, oftmals in Verbindung mit speziellen Lagerungen und Brustkorbbewegungen, Luft hinter das Sekret in den kleinen und mittleren Atemwegen gebracht.
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Huffing: Eine spezielle Husttechnik, die es ermöglicht, Schleim effektiver zu lösen und abzuhusten, ohne dabei zu viel Kraft und Energie zu verlieren.
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Atemzirkel: Das Erlernen eines Atemkreislaufs, der Atmung und Sekretmobilisation besser koordiniert.
Darüber hinaus stehen verschiedene PEP-Geräte (Positive Expiratory Pressure) zur Verfügung. Bei ihrer Anwendung wird gegen einen Widerstand ausgeatmet, wodurch kleine Vibrationen entstehen, die den Bronchialschleim lösen und den Atemwegen helfen, sich zu öffnen. Eine aktuelle Studie konnte zeigen, dass ein regelmäßiges Training mit PEP-Geräten (5–7 Mal pro Woche für jeweils 5–20 Minuten) die Atemausdauer um 86 %, die Lebensqualität um 21 % und die Kraft der Einatemmuskulatur um 55 % verbessern kann²⁹.
Quelle: leichter-atmen.de
Krafttraining
Das Ziel des Krafttrainings bei COPD ist es, die krankheitsbedingten körperlichen Einschränkungen zu verringern und den Alltag der Patienten zu erleichtern. Im Gegensatz zum klassischen Ausdauertraining stellt die Kurzatmigkeit beim Krafttraining meist eine deutlich geringere Einschränkung dar.
Empfohlen wird ein Muskeltraining für Ober- und Unterkörper, bei dem die Belastung schrittweise gesteigert wird. Als Orientierung dient dabei das sogenannte 1 RM (One Repetition Maximum) – also das maximale Gewicht, das bei einer Übung genau einmal bewegt werden kann. Trainiert wird in einem Bereich von etwa 50–80 % des 1 RM. Sobald der Patient in der Lage ist, bei einer Übung 1–2 Wiederholungen mehr als die vorgesehenen 6–12 Wiederholungen zu absolvieren, sollte das Gewicht um 2–10 % erhöht werden.
Für Patienten mit stark eingeschränkter körperlicher Belastbarkeit besteht zusätzlich die Möglichkeit, ein sogenanntes Blood-Flow-Restriction-Training (BFR) durchzuführen. Dabei wird der Blutfluss mithilfe spezieller, sicherer Bänder während des Trainings leicht reduziert. Dies führt bereits bei einer Belastung von nur 30 % der Maximalkraft zu ähnlichen Trainingseffekten wie ein herkömmliches Training mit deutlich höheren Gewichten. Der reduzierte Blutfluss regt unter anderem die Ausschüttung von Wachstumshormonen an, was den Trainingserfolg unterstützt.
Ein weiterer zentraler Bestandteil ist das Krafttraining der Einatemmuskulatur. Studien zeigen, dass dieses Training besonders wirksam ist und unbedingt regelmäßig erfolgen sollte²² ²³. Empfohlen wird eine Frequenz von 5–7 Einheiten pro Woche mit einer Dauer von 5–20 Minuten. Hierbei können unterschiedliche Atemtrainer eingesetzt werden, die im Abschnitt Atemtechniken noch detailliert erläutert und vorgestellt werden.